Der Evangelische Arbeitskreis (EAK) der CDU-Kreisverbände Waldeck-Frankenberg und Schwalm-Eder hatte zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion zum Thema „Muslimisches Leben in Deutschland – Beobachtungen und Herausforderungen/Religionsfreiheit und Religionsunterricht“ nach Bad Wildungen in den Quellenhof eingeladen. Der Vorsitzende des EAK Waldeck-Frankenberg, Karl-Heinz Bastet, begrüßte dazu den Beauftragten für Islamfragen der Evangelischen Kirche Kurhessen und Waldeck, Herrn Pfarrer Konrad Hahn als Hauptreferenten. Die muslimische Position dazu wurde von Herrn Mahmud Eryilmaz als Vertreter der islamischen Organisation DITIP vorgetragen.
Vor ca. 40 Zuhörern aus beiden Landkreisen strukturierte Herr Pfarrer Hahn mit Hilfe eines Thesenpapiers sein sehr informatives Referat vor dem Hintergrund seiner jahrelangen praktischen Erfahrungen mit dem immer aktueller werdenden Thema. Dabei stellte er unter anderem fest, dass sich die religiöse Landschaft in Deutschland auffällig verändert habe und der Islam mit den Muslimen auch bei uns angekommen sei. Ihm war es sehr wichtig, festzustellen, dass gerade diesbezügliche Studien aus einem noch sehr jungen Forschungsgebiet stammten. Aus solchen Erkenntnissen sei abzuleiten, dass sich Muslime in hohem Maße mit der deutschen Verfassungsordnung identifizierten, jedoch wenig politische aktiv seien. Schließlich seien demnach muslimische Jugendliche religiös wie andere Jugendliche auch. Leider führe jedoch bei ihnen eine Entwurzelung möglicherweise auch zu Gewaltbereitschaft – Kulturbegegnungen führten auch zu Kulturkonflikten. Der Referent fordert dazu auf, Vorurteile aufzuarbeiten und eine gegenseitige Teilhabe zu stärken. Im zweiten Referat stellte sich Herr M. Eryilmaz als „deutscher Muslim mit türkischen Wurzeln“ vor und verwies neben Friedrich dem Großen, der bereits damals die Religionsfreiheit förderte, auch auf Wilhelm II., der heute noch gerade in Istanbul ein positiv gesehen werde. Aus seiner Sicht sei ebenso positiv festzustellen, dass auch die Kanzlerin Merkel festgestellt habe, dass Muslime ein Teil von uns seien. Auch aus seiner Sicht seien die Muslime in Deutschland angekommen. Abschließend bat er die Zuhörer, den Koran nicht unbedingt wörtlich zu nehmen. Es käme sehr darauf an, immer auch den jeweiligen Zeitgeist zu berücksichtigen, der zu heute teilweise missverständlichen Formulierungen geführt habe. Ebenso solle man jedoch auch die zahlreichen Gruppierungen des Islam in deren jeweilig zu differenzierenden Philosophien in ihrer Vielfalt bewerten und nicht nur eine voreingenommene Eigenbewertung betreiben. Im weiteren Verlauf diskutierte man sehr konstruktiv auch über die Themen „Integration und Assimilation, Christenverfolgung im Nahen Osten, Beschneidungsverbot u. a.“ Der EAK-Vorsitzende des Schwalm-Eder-Kreises, Herr Pfarrer Schott, resümierte schließlich mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit des vorurteilsfreien Miteinanders, einer objektiven Pressedarstellung und der Forderung, dass eine ungezwungenere Öffnung der Muslime insbesondere auch durch ein Interesse an unseren gesellschaftlichen Werten unerlässlich im kulturellen Miteinander weltweit von Bedeutung sei. K.-H. Bastet bedankte sich zum Schluss für eine sehr informative Veranstaltung und betonte, dass gerade der EAK hier eine wichtige „Brückenfunktion“ übernähme, aktiv die Wertedebatte im politischen Bereich wie in der gesamten Gesellschaft interkonfessionell zu beeinflussen.